Großtrappe
Der Tierpark Berlin unterstützt den Schutz und die Wiederansiedlung der Großtrappen in Brandenburg.
Projektinfo
- Projektpartner
Förderverein Großtrappenschutz
- Tierart
Großtrappe (Otis tarda)
- Bedrohungsstatus laut IUCN
Gefährdet (VU)
- Einsatzort
Deutschland
- Größte Bedrohung durch
Zerstörung des Lebensraumes durch Intensivierung der Landwirtschaft
- Lösungsansatz
Auswilderung von handaufgezogenen Großtrappen zur Bestandsstabilisierung der kleinen Populationen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt
Bedrohungsstatus laut IUCN
Großtrappen im Tierpark Berlin
Die Großtrappe ist eine der größten flugfähigen Vogelarten Europas und zählt sogar zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Der Größenunterschied zwischen Hahn und Henne ist bei keiner anderen Vogelart so deutlich wie bei dieser Art. Großtrappen sind zwar gute und ausdauernde Flieger, sie sind als Steppenbewohner allerdings oft auch zu Fuß unterwegs. Als Botschafter für diese in Deutschland und Österreich vom Aussterben bedrohte Vogelart werden seit 2014 stellvertretend drei männliche Großtrappen im Tierpark Berlin gehalten.
Großtrappen in Deutschland
Großtrappen kamen einst in ganz Europa vor und bevorzugen als Lebensraum brachliegende Wiesen und Äcker. Insbesondere warme und trockene Sommer mit vielen Insekten stellen optimale Bedingungen für die Aufzucht ihrer Jungtiere dar. In den 1930er-Jahren lebten noch etwa 4.000 Tiere in Deutschland. Inzwischen ist der Bestand in Deutschland im Laufe der Jahrzehnte drastisch gesunken. 1995 konnten nur noch 55 Großtrappen in Deutschland gezählt werden.
Gefahr aus vielen Richtungen
Der Hauptgrund für den Rückgang der Bestände ist die große Einschränkung der Lebensräume für die Großtrappe. Durch die intensive, industrialisierte Landwirtschaft gehen immer mehr geeignete Fläche für die Balz, Brut und Überwinterung verloren. Pestizide, die Verringerung der Pflanzenvielfalt durch Monokulturen und die Erhöhung der Viehbestände machen der Großtrappe dabei besonders zu schaffen. Hinzu kommen verstärkte Baumaßnahmen von Straßen, Hochspannungsmasten oder Windenergieanlagen, die ihren Lebensraum weiter einschränken. Auch Beutegreifer wie die in Teilen Deutschlands anwachsenden Bestände des Rotfuchses, stellen eine Bedrohung für Großtrappen und ihre Küken dar. Dadurch ist die Großtrappe heute in vielen europäischen Ländern ausgestorben oder bedroht. Nur in Spanien und Ungarn gibt es in Europa noch größere Populationen.
Schutzbemühungen zeigt Wirkung
Es ist vor allem dem Förderverein Großtrappenschutz zu verdanken, dass durch intensives Management der Balz-, Brut- und Überwinterungsflächen sowie durch die Wiederansiedlung handaufgezogener Tiere und der Förderung des Bestandsmanagements von Beutegreifern der Bestand der Großtrappe in Deutschland vor der Ausrottung gerettet wurde. Der Verein konzentriert sich auf das Land Brandenburg, da es eines der am dünnsten besiedelten Bundesländer Deutschlands ist und sich für die Großtrappen mehr geeignete Lebensräume finden, als in anderen Gebieten.
Rettung durch Auswilderung
Eine wichtige Maßnahme war hierbei die Stabilisierung der Wildbestände durch die Auswilderung von handaufgezogenen Großtrappen, die aus geretteten Gelegen stammten und im Brutkasten bebrütet wurden. Diese Maßnahme ist immer noch notwendig, da die natürlichen Nachwuchsraten in den Belziger Landschaftswiesen und im Fiener Bruch noch nicht ausreichen. Nur im Havelländischen Luch werden derzeit genügend wilde Jungvögel flügge, die für eine stabile Bestandsentwicklung sorgen.
Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl
Die Aufzucht und Auswilderung von Großtrappen ist zeit- und personalintensiv. Nachdem die Küken nach etwa 24 Tagen Bebrütungszeit geschlüpft sind, müssen sie acht bis zehn Wochen aufgezogen werden, bevor sie in die Auswilderungsgebiete gebracht werden. Die Auswilderung dauert dann noch einmal drei bis vier Monate, bevor sich die Jungvögel erfolgreich in den Wildbestand integriert haben. Obwohl Großtrappen Nestflüchter sind, ist ihre Aufzucht deutlich komplizierter als zum Beispiel die von Hühnervögeln wie Jagdfasane und Rebhühner.
Nicht ohne Mutti
Die Bindung zwischen Mutter und dem Küken ist sehr eng und hält meist bis zur nächsten Paarungszeit im darauffolgenden Frühjahr. Das hat Folgen für die Aufzucht: Die Küken müssen über mehrere Wochen mit der Hand gefüttert werden, bevor sie selbstständig fressen, und sie benötigen tägliche ausgedehnte Spaziergänge, damit sie sich normal entwickeln und in der Landschaft zurechtfinden.
Unterstützung durch den Tierpark Berlin
Der Tierpark Berlin unterstützt dieses Projekt seit 2016. Die bereitgestellten Mittel werden dazu genutzt, junge Großtrappen mit der Hand aufzuziehen, um sie in Brandenburg auszuwildern und vorhanden Population zu stärken. Dass diese Maßnahmen Erfolg haben, zeigen die Zahlen: Im Jahr 2020 ist der Bestand in Deutschland dank dieser Schutzmaßnahmen wieder auf 337 Tiere angewachsen.
Fotos: © T. Krumenacker und M. Putze/Förderverein Großtrappenschutz; Ruben Gralki/Zoo Berlin