Rettet den Feldhamster!

Erste Auswilderung von Berliner Feldhamstern – Hoffnung für ein fast vergessenes Wildtier

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  • Auswilderung Feldhamster
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    Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist der Bestand eines der charismatischsten Wildtiere Mitteleuropas dramatisch zurückgegangen: Der Europäische Feldhamster – etwa meerschweinchengroß und mit markanter Gesichtszeichnung – ist vom Aussterben bedroht. In einigen Bundesländern gilt die Art bereits als ausgestorben. Experten gehen davon aus, dass der Feldhamster bis 2030 vollständig aus dem gesamten Verbreitungsgebiet in Europa verschwinden wird, wenn nicht aktiv und entschlossen gegengesteuert wird.

    Ein konkreter und bedeutender Schritt erfolgt nun: 180 Feldhamster werden aktuell im letzten bekannten Vorkommensgebiet Sachsens ausgewildert – 68 von ihnen stammen aus der Feldhamster-Station des Tierparks Berlin, die 2022 eröffnet wurde. Die ausgewilderten Tiere stammen ursprünglich aus dem Zoo Leipzig und wurden unter anderem nach genetischen Kriterien ausgewählt, um eine möglichst stabile und gesunde Ausgangspopulation zu sichern. Die Aktion ist Teil eines langfristig angelegten Kooperationsprojekts mit dem Kompetenznetzwerk „Feldhamsterschutz“, koordiniert durch den Zoo Leipzig und in Zusammenarbeit mit Landwirtschaft, Naturschutz und Behörden.

    Schritt für Schritt zurück auf den Acker

    Die Auswilderung erfolgt nach einem erprobten Verfahren: Die strikt einzelgängerischen Tiere werden jeweils einzeln in Transportboxen auf vorbereitete Flächen gebracht. Dort warten bereits rund 60 bis 80 cm tiefe Erdlöcher, in die die Feldhamster aus den Transportboxen gesetzt werden. Eine schützende Abdeckung aus dichtem Feldbewuchs und zusätzlichem Pflanzenmaterial sorgt für Deckung und ein darüber angebrachtes Gitter sorgt in der ersten Zeit als Schutz vor natürlichen Beutegreifern wie Rotfüchsen und Greifvögeln.

    „Zur Vorbereitung dieser Auswilderung wurden Felder im nördlichen Sachsen gezielt feldhamsterfreundlich gestaltet – mit Wintergetreide, Luzerne bzw. Klee und speziellen Blühmischungen. Diese bieten den Hamstern die notwendige Nahrung und Deckung. Ein Elektrozaun schützt die Wiederansiedlungsflächen vor Prädatoren wie Waschbären oder Rotfüchsen“, erklärt Thomas Liebenstein, Projektmanager Artenschutz vom Zoo Leipzig. Diese Maßnahmen erhöhen die Überlebenschancen der Tiere deutlich und schaffen zugleich einen wichtigen Lebensraum für viele weitere Arten. Denn dort, wo der Feldhamster lebt, gibt es eine vielfältige Agrarlandschaft, von der auch andere Arten wie das Rebhuhn profitieren. Der Erhalt und Schutz des Feldhamsters ist aber nicht nur Arten- und Naturschutz, sondern auch für den Menschen wichtig: Durch die großen, unterirdischen Gangsysteme wird der Boden belüftet und verschiedene Bodenschichten vermischt, was wiederum wichtig für die Bodengesundheit ist. Natürlich gesunde Böden sind wichtig für Anbauflächen und somit die Ernährung des Menschen.

    Artenschutz im Tierpark Berlin

    Die Feldhamster-Station im Tierpark Berlin wurde 2022 eröffnet und liegt im nicht öffentlich zugänglichen Wirtschaftshof. „Für unser Team ist es eine großartige Sache und Motivation, unsere Expertise in Haltung und Zucht bedrohter Tiere gezielt für die Rettung einer heimischen Art einzusetzen. Wir handeln und warten nicht.“, sagt Christian Kern, Zoologischer Leiter von Zoo und Tierpark Berlin. „Ein Teil der Tiere aus dem Zoo Leipzig verbleibt bei uns. Wir werden mit den Tieren züchten, damit wir hoffentlich auch im kommenden Jahr mit Tieren aus unserer Feldhamster-Station dem Schutz und die Erhaltung des Feldhamster weiter unterstützen zu können.“

    In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Zoo und Tierpark Berlin über 320 Tiere ausgewildert – darunter 40 Wisente, Przewalskipferde, Waldrappe, Bartgeier, Europäische Moorenten, Habichtskäuze und nun auch den stark gefährdeten Europäischen Feldhamster. „Ohne aktives Engagement wird der Europäische Feldhamster in wenigen Jahren aus unseren Landschaften verschwunden sein. Doch sein Schicksal kann sich – mit vereinten Kräften – vom stillen Verschwinden hin zu einer Erfolgsgeschichte des Artenschutzes wenden“, betont Dr. Andreas Knieriem, Direktor von Zoo und Tierpark Berlin. „Artenschutz ist Teamarbeit! Ich danke allen Partnern dieser Initiative für ihr Engagement“, ergänzt Knieriem.

    Hintergrund: Warum der Feldhamster verschwindet

    Früher war der Europäische Feldhamster in Deutschland weit verbreitet. Heute leben – je nach Schätzung – nur noch 10.000 bis 50.000 Tiere bundesweit. Hauptursachen für den Rückgang sind Verlust und Veränderung seines Lebensraums durch eine sehr intensive Landwirtschaft:

    • Der Anbau von Energiepflanzen verdrängt vielfältige Getreidefelder – die Lebens- und Nahrungsgrundlage des Feldhamsters.
    • Frühzeitige, maschinelle Ernteverfahren lassen keine Möglichkeit und zu wenig Zeit und Deckung für eine sichere Vorratssuche.
    • Der Einsatz von Pestiziden und Rodentiziden wirkt sich direkt negativ auf Nahrung, Fortpflanzung und Überleben aus.

    Feldhamster verbringen bis zu sechs Monate im Winterschlaf. Dafür müssen sie im Sommer 2–4 Kilogramm Körner und Samen einlagern – auf intensiv bewirtschafteten Flächen ist das kaum noch möglich.

    Öffnungszeiten

    Heute, 3. Oktober
    9:00 - 18:00 Uhr
    Letzter Einlass: 17:00 Uhr
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    • Alle sind satt – heute keine Fütterungen mehr
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