Interview Update Giraffenprojekt 2022

Dr. Florian Sicks spricht über die aktuellen Entwicklungen in Tansania.

Der Tierpark Berlin kümmert sich nicht nur um das Wohlergehen der siebenköpfigen Giraffenherde – mit Unterstützung der HOWOGE als Patin –, er hilft auch vor Ort beim Schutz der Giraffen in Tansania. Giraffen sind in den Savannen Afrikas Zuhause und waren einst weit über den Kontinent verbreitet. Inzwischen kommen diese majestätischen Tiere teils nur noch sehr vereinzelt in den Ländern südlich der Sahara vor. Wir haben mit Giraffenkurator Dr. Florian Sicks über die aktuelle Situation der Giraffen in ihrem natürlichen Lebensraum gesprochen.

Herr Dr. Sicks, wie gefährdet sind Giraffen eigentlich?

Seit dem Jahr 2016 zählt die Giraffe zu den gefährdeten Tierarten. Denn in den letzten 30 Jahren sind ihre Bestände um fast 40 % eingebrochen. Außerhalb von Nationalparks sind Giraffen kaum noch anzutreffen und selbst die Ausweisung von Reservaten bietet den Giraffen keinen zuverlässigen Schutz. Dabei sind die neun Unterarten der Giraffe unterschiedlich stark bedroht. Während bei vier Unterarten die Populationen sogar wachsen, und bei einer stabil bleibt, sanken sie bei den übrigen vier Unterarten um bis zu 97 %.    

Was tut der Tierpark Berlin dagegen?

Zum einen stellen die Tiere, die in einem Zoo leben, immer auch eine Reservepopulation dar. Wie wichtig die sein kann, sieht man an Beispielen wie dem Wisent, der im natürlichen Lebensraum ausgestorben war und nur mithilfe von Tieren aus menschlicher Obhut wieder zurückkehren konnte. So schlimm ist die Lage bei den Giraffen zum Glück noch nicht. Gleichzeitig helfen die Tiere in Zoos Forschenden auch dabei, mehr über ihr Verhalten herauszufinden. Je mehr wir über eine Tierart wissen, umso besser können wir Wege finden, um sie zu schützen. Aktuell beteiligen sich Zoo und Tierpark zum Beispiel an einem Forschungsprojekt zur Kommunikation von Giraffen.

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Das Ziel moderner Zoos ist es aber, den Artenschutz innerhalb und außerhalb des natürlichen Lebensraumes eng miteinander zu verknüpfen. Ganz wichtig für die Rettung bedrohter Arten in ihrem natürlichen Lebensraum ist die Zusammenarbeit mit zuverlässigen Partnern vor Ort. Wir engagieren uns seit sechs Jahren mit dem Wild Nature Institute für den langfristigen Schutz der stark gefährdeten Massai-Giraffe. Forschung ist hierbei eine wichtige Grundlage für den langfristigen Schutz dieser Tiere. In sechs Schutzgebieten und Nationalparks des Tarangire Ökosystems sammelt das Forscherteam wichtige Erkenntnisse über die dort lebenden Individuen.

Im Arusha Nationalpark wird derzeit beispielsweise die Zusammensetzung und Lebensweise der dortigen Giraffenpopulation erforscht. Die letzte Studie liegt hier 40 Jahre zurück. Die in den letzten beiden Jahren gesammelten Daten werden aktuell ausgewertet und die Ergebnisse über die Zusammensetzung der jetzigen Population mit den Daten der letzten Studie verglichen. Im nächsten Schritt wollen die Forscher*innen die Ergebnisse mit denen der Giraffenherden in anderen Gebieten im Norden Tansanias abgleichen und so zu flächendeckenden Schutzmaßnahmen anregen. 

Was kann man neben der Erforschung der Tiere selbst noch tun?

Auch die Umweltbildung ist ein wichtiger Bestandteil dieses umfassenden Artenschutzprojekts. Vor allem bei Schulkindern soll eine Faszination für das größte Landsäugetier der Welt geweckt werden. Wie für unsere Arbeit hier im Tierpark gilt auch in Tansania das Motto: Nur was du kennst, kannst du schätzen, nur was du schätzt, wirst du auch schützen. So führt das Wild Nature Institute mehrere Baumpflanzaktionen mit Schüler*innen der lokalen Gemeinden durch. Auch das Edukationsprogramm rund um Giraffe Juma, das auch hier bei unseren Tierparkführungen zum Einsatz kommt, hat an mehreren Schulen stattgefunden. In den besonderen Unterrichtsstunden lernen die Schüler*innen spielerisch unter anderem die Bedeutung eines funktionierenden Ökosystems und wie sie selbst zu dessen Schutz und langfristigem Erhalt beigetragen können. Auch ein geführter Besuch der umliegenden Schutzgebiete und Nationalparks ist Teil der Aktivitäten und ermöglicht es den Kindern, Giraffen, Elefanten und Zebras genauer zu beobachten. Menschen, denen die Natur am Herzen liegt, miteinander in Verbindung zu bringen und einen Austausch herzustellen, ist ein weiterer wichtiger Baustein bei der Artenschutzarbeit. So überraschten die begeisterten Schulkinder die Ranger des Lake Manyara National Parks am World Ranger Tag beispielsweise mit handgeschriebenen Dankesbriefen.

Was für ein schönes Projekt, vielen Dank für den aktuellen Einblick!

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Heute, 28. März
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