Internationales Auswilderungsprojekt für Wildpferde ist gestartet

Przewalski-Pferde aus dem Tierpark Berlin sind auf dem Weg nach Kasachstan

    Eines der größten Wiederansiedlungsprojekte Zentralasiens hat begonnen: Gegen 12:45 Uhr startete vom Flughafen Berlin Brandenburg (BER) ein Flugzeug mit einer ganz besonderen Fracht. Mit dem ersten Transport von Przewalski-Pferden nach Kasachstan begann heute das Gemeinschaftsprojekt „Return Of The Wild Horses“. Vier Przewalski-Pferde aus Berlin sind auf dem Weg nach Kasachstan, um als erste Herde in der Altyn Dala Steppe in Zentralkasachstan ausgewildert zu werden. Ziel des internationalen Gemeinschaftsprojekt unter Leitung des Zoo Prag ist es, in den kommenden fünf Jahren mindestens 40 Wildpferde in der Steppe Kasachstans wieder anzusiedeln. Die in Berlin verbliebende Wildpferde-Herde mit Tieren für eine mögliche Wiederansiedelung für die kommende Jahre wächst indes, zwei Przewalski-Pferde haben in den vergangenen Tagen im Tierpark das Licht der Welt erblickt und sind bereits im Schutz der Herde auf eigenen Beinen unterwegs.

    Der Transport der Wildpferde in die zentralasiatische Steppe erfolgt mit Unterstützung des tschechischen Militärs. Im Frachtraum eines Militärflugzeugs des Typs CASA werden die vier Stuten aus Berlin vom Zoologischen Leiter des Zoo und Tierpark Berlin, Christian Kern, sowie der betreuenden Tierärztin Dr. Annette Klein begleitet. „Wir waren heute Morgen bereits ab 05:00 Uhr im Einsatz und sind jetzt erleichtert, dass unsere Wildpferde sicher in ihren Transportkisten stehen. Die erste Etappe haben wir also geschafft. Auch wenn wir routiniert im Umgang mit Wildtieren sind, ist bei so einem Projekt immer Anspannung mit dabei“, erklärt Dr. Annette Klein. Für eine Blutabnahme wurden die Wildpferde am Morgen kurz in Narkose gelegt. Im Anschluss liefen sie, eskortiert von den Tierpfleger*innen, eigenständig in die Boxen. „Die Przewalski-Pferde wurden ganz gezielt für die Auswilderung ausgesucht. Nur Wildpferde mit geeigneter Genetik, einer optimalen körperlichen Fitness und ausgezeichneter Gesundheit sind geeignet für die Wiederansiedlung. Wir möchten die besten Vorrausetzungen schaffen, damit die Wildpferde später auch die harten Winter in der Steppe überstehen“, erklärt Biologe und Zoologischer Leiter Christian Kern. Alle für die Auswilderung ausgewählten Wildpferde stammen aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP).

    Während des Transports kümmern sich die Tierärztin und der Zoologe um die Wildpferde und versorgen sie mit Heu und Wasser. Nach zwei Zwischenstopps wird das Flugzeug auf einem stillgelegten Flughafen in der Nähe der Stadt Arkalyk in Kasachstan landen. Der zweite der Teil der Herde stammt aus Prag ist bereits Anfang der Woche in Kasachstan gelandet. Die drei Przewalski-Pferde befinden sich bereits in der Steppe und werden in Kürze mit den Wildpferden aus Berlin vereint. Den ersten Winter wird die Herde im kasachischen Wiederansiedelungszentrum Alibi verbringen und dort betreut, bevor sie – gemeinsam mit Wildpferden aus dem Zoo Prag – in die "Goldenen Steppe" Altyn Dala entlassen werden.

    „Wildpferde sind ein wichtiger Teil unseres Naturerbes, und ihre Rückkehr nach Kasachstan ist ein Meilenstein für die gemeinsamen Bemühungen der involvierten Institutionen. Przewalski-Pferde haben zudem als große Grasfresser eine wichtige Funktion in der Steppe. Sie sorgen dafür, dass das Gras kurz bleibt, und schützen die Steppe somit vor Bränden", erklärt Dr. Andreas Knieriem, Direktor von Zoo und Tierpark Berlin. Das Projekt wird vom Zoo Prag angeleitet und gemeinsam mit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA), dem kasachischen Umweltministerium und nicht zuletzt den lokalen Naturschützer*innen der Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK), sowie weiteren Partnern umgesetzt. Mit der Wiederkehr nach Kasachstan wird das einst im natürlichen Lebensraum ausgerottete Przewalski-Pferd nach China und der Mongolei bereits in das dritte Land im ehemaligen Verbreitungsgebiet zurückkehren.

    Mit den beiden kürzlich im Tierpark Berlin geborenen Fohlen (*31.5. und *3.6.2024) wächst in Berlin bereits die nächste Generation von Wildpferden heran. Die beiden jungen Wildpferde sind bei bester Gesundheit und werden in der Herde von ihren Müttern versorgt. In der Regel stehen Fohlen bereits kurze Zeit nach der Geburt auf eigenen Beinen, sodass sie der Herde folgen können.

    Steckbrief der Wildpferde

    • Tessa, geb. 21.04.2019 im Tierpark Berlin
    • Umbra, geb. 14.11.2020 in Schweinheim
    • Sary, geb. 20.06.2021 in Thoiry
    • Wespe, geb. 29.07.2019 im Tierpark Weilburg

    Zoo und Tierpark Berlin haben ein eigenes Artenschutzprogramm und fördern Forschungsvorhaben und Artenschutzmaßnahmen auf vier Kontinenten. Gleichzeitig beteiligen sie sich regelmäßig an Wiederansiedelungsprojekten bedrohter Tierarten, darunter für Wisente, Waldrappe und Europäische Moorenten.

    Hintergrund zum Przewalski-Pferd

    Das Przewalski-Pferd gilt als das letzte verbliebende Wildpferd dieser Erde. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Przewalski-Pferd in der Wildnis ausgerottet. Nur wenige Tiere überlebten in menschlicher Obhut und mehrere Zuchtlinien wurden in Europa und Nordamerika gegründet. Um die Erhaltungszucht besser zu koordinieren, wurde in den 1950er Jahren ein Internationales Zuchtbuch angelegt, welches bis heute vom Zoo Prag geführt wird. In den 1990er Jahren wuchs der Bestand des Przewalski-Pferdes auf über 1.500 Individuen an. Mit dem Ziel das Pferd wieder im ursprünglichen Verbreitungsgebiet anzusiedeln, wurden erste Initiativen in der Mongolei ins Leben gerufen, die bis heute als große Erfolgsprojekte gelten. Nachdem Kasachstan das Przewalski-Pferd in seiner landesweiten Rote Liste aufnahm, wurde der Weg für eine Initiative in Zentralkasachstan geebnet.

    Der Tierpark Berlin ist neben einem weiteren Zentrum des Zoo Prags offizielles Artenschutzzentrum für dieses Projekt und sammelt die Wildpferde in Berlin zwecks Auswilderung in Kasachstan. Przewalski-Pferde gelten als sehr robust und unterscheiden sich deutlich von Hauspferden. Zu den auffälligsten optischen Unterschieden gehört der meist fehlende Schopf auf der Stirn des Przewalski-Pferdes. Zudem sind sie auch durch den Aalstrich, einem dunklen, schmalen Streifen entlang des Rückgrats charakterisiert.

     

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