„Arktis“ wird die Region rund um den Nordpol genannt. Hier geht die baumlose Tundra in eine Schnee- und Eiswüste über. Temperaturen von bis zu minus 70 Grad Celsius machen dieses Gebiet lebensfeindlich. Doch einige Pflanzen und Tiere haben sich mit beeindruckenden Strategien an diese harten Lebensbedingungen angepasst. Unter ihnen das größte Landraubtier der Welt: der Eisbär.
Einige tausend Kilometer weiter südlich im Tierpark Berlin: Eisbär Fritz trainiert seine kleinen Beinchen schon für den ersten großen Ausflug. Währenddessen gehen draußen die Umbaumaßnahmen auf dem Anwesen der Familie Eisbär mit großen Schritten voran. Der Tunnel, der zur Anlage führt, befindet sich optisch bereits unterhalb der Wasseroberfläche und Stück für Stück passt sich das bisher eher karge Areal immer mehr in das natürliche Umfeld von Pflanzen und Felsen ein.
Eisbärenkurator Dr. Florian Sicks ist zufrieden mit dem bisherigen Stand der Bauarbeiten: „Dort, wo die Felsen zu steil oder die Stufen zu hoch sind, haben wir die Anlage mit Kies und Steinen aufgefüllt, nun fehlen nur noch die Schilder, die die Welt der Eisbären in den Tierpark bringen sollen“. Auf einem dieser Schilder wird beispielsweise erklärt, wozu der Eisbär das Eis braucht. Seine Hauptnahrungsquelle, die Ringelrobben, haben bis zu sechs Luftlöcher, in denen sie kurz auftauchen, um zu atmen. Hier hat der Eisbär die Chance, die flinken Tiere zu überraschen. Die stetig steigenden Temperaturen haben aber zur Folge, dass das Eis in der Arktis schmilzt. Ist das Meer nicht mehr zugefroren, ist das Luftholen für die Robben überall möglich und das wird für den hoch spezialisierten Jäger zum großen Problem: Ohne Eis, keine Luftlöcher, ohne Luftlöcher keine Chance auf Futter für den Eisbären.
Nach Schätzungen der Weltnaturschutzunion IUCN gibt es weltweit 22.000 bis 31.000 wildlebende Eisbären. Sie stuft Eisbären als gefährdete Tierart ein und befürchtet einen Rückgang der Populationen um mindestens 30 Prozent in den nächsten 45 Jahren. Der Verband der Zoologischen Gärten weist dabei auf die wichtige Rolle der Zoos hin: Mit Blick auf den Gefährdungsstatus von Eisbären und vielen anderen bedrohten Tierarten gewinnt die Erhaltungszucht in Zoologischen Gärten kontinuierlich an Bedeutung.
Von all den Nöten, die der von den Menschen verursachte Klimawandel für die Eisbären mit sich bringt, bekommt der kleine Fritz derzeit nicht viel mit. Er übt weiter munter das Klettern und holt sich an Mama Tonjas Milchbar zwischendurch eine Stärkung. Doch Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem wünscht sich, dass Fritz die Besucher außerdem dafür begeistern kann, selbst ihren Teil zur Lösung des Klimaproblems beizutragen: „ Ich hoffe, dass die große Zuneigung, die unserem Fritz entgegen gebracht wird, die Menschen auch zum Nachdenken anregt – nicht nur am Welt-Eisbär-Tag!“
Hintergrund
Im Tierpark Berlin hat Tonja am Donnerstag, den 3. November 2016 zum ersten Mal Eisbärnachwuchs zur Welt gebracht. Nach 22 Jahren gibt es erstmals wieder ein Eisbären-Jungtier im Tierpark Berlin. Eltern des Eisbären Fritz sind die siebenjährige Tonja und der fünfjährige Wolodja, der derzeit im Zoo Berlin zu sehen ist.
Aktuell ist die junge Familie für die Tierparkgäste nicht zu sehen. Wie auch im natürlichen Lebensraum verlässt die Mutter mit ihrem Jungtier voraussichtliche Ende März die Wurfhöhle.