Der Tierpark Berlin als Arbeitgeber - 65 Jahre Vielfalt

In der Jubiläumswoche nehmen wir euch mit auf eine kleine geschichtliche Reise durch den Tierpark Berlin.

Der Tierpark ist ein Ort der Vielfalt. Er ist nicht nur ein Natur- und Lernort sondern auch ein Zuhause von tausenden von exotischen und heimischen Tieren. Für mehr als 250 Mitarbeiter ist er als Arbeitgeber außerdem ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Dabei zeichnet sich der Tierpark Berlin als Unternehmen durch eine überdurchschnittlich lange Betriebszugehörigkeit aus. Rainer Kaden ist seit 36 Jahren Mitarbeiter hier. Als Inspektor ist er für die organisatorischen Belange der Tierpflege zuständig und fungiert als Bindeglied zwischen Kuratoren und Tierpflegern.

Herr Kaden, seit wann genau arbeiten Sie im Tierpark Berlin?

Ich habe am 1.9.1984 mit der Lehre zum Zootierpfleger begonnen. Mein Vorstellungsgespräch hatte ich noch – wie es damals so üblich war -mit dem „Professor“ persönlich und seinem riesigen „Hofstaat“,  bestehend aus Direktor, Kaderleitern, Oberinspektor, Inspektor, Lehrausbilder usw. Das war schon ziemlich beeindruckend und auch etwas einschüchternd. Ich erinnere mich noch, wie Professor Dathe mir damals den Gesang eines Kanarienvogels vorträllerte, nachdem ich erwähnt hatte, dass ich einen als Haustier hatte. Übrigens erkennt man heute ehemalige Lehrlinge daran, dass sie alle auch an einem 1.9. begonnen haben, denn das war damals der Tag an dem Azubis ihre Ausbildung hier angefangen haben und ist es bis heute.

Hat sich in der Art der Ausbildung im Vergleich zu heute etwas geändert?

Als ich in den 80ern mit meiner Ausbildung begonnen habe, war damals vieles schon ähnlich organisiert wie heute. Allerdings dauerte die Ausbildung nur zwei Jahre, das war in der DDR nicht unüblich. Der theoretische Fachunterricht wurde allerdings noch zu großen Teilen von unseren eigenen Biologen und Kuratoren durchgeführt – das nannte sich damals pädagogische Abteilung. So hatte man zum Beispiel Vogelkunde auch beim Vogelkurator. Zu meiner Zeit war unser damaliger Vogelkurator Dr. Kaiser, der erst 2020 in den Ruhestand gegangen ist, allerdings gerade auf Weltreise in der Antarktis. So musste hier ein anderer Kurator einspringen.

Einiges ist heute leichter in der Ausbildung, damals mussten die sogenannten Komplexberichte, etwa 12 Zwischenberichte, die man während seiner Ausbildungszeit zu verschiedenen Themen verfasst, alle noch per Hand geschrieben und die Fotos beim Fotografen - oft mit acht Wochen Wartezeit- erst noch entwickelt werden. Fachliches Hintergrundwissen holte man sich in der Bibliothek, heute ist ja vieles digital abrufbar.

Mein Anfangsgehalt als Jungfacharbeiter betrug 1986 540 Mark im Monat, das war selbst für DDR Verhältnisse wenig.  Zwar waren die Lebenshaltungskosten wesentlich geringer, aber trotzdem brauchte es schon viel Enthusiasmus für diese Arbeit, um im Tierpark zu bleiben.

Was hat sich in den letzten vier Jahrzehnten im Betrieb sonst noch verändert, zum Beispiel bei der Zusammensetzung der Belegschaft, den Arbeitsabläufen oder den Abteilungen?

In der Arbeitsorganisation sind viele Dinge, die früher üblich waren, heute – zu Recht – gar nicht mehr möglich. So kam es schon einmal vor, dass man auf Grund von krankheitsbedingten Ausfall 14 Tage und länger durcharbeiten musste. Aushilfen gab es so gut wie nie, überhaupt war man früher mehr auf sich selbst gestellt, zum Beispiel was den Arbeitsschutz oder die Lehrausbildung im Revier angeht. Da ist heute die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Zoologischer Leitung, den Kuratoren, den Revierleitern und den Tierpflegern wesentlich besser geworden. Grundsätzlich sind die Reviere heute im Wesentlichen größer geworden, das hilft uns bei einer besseren Arbeitsorganisation. Dann ist natürlich die Vernetzung und die Infrastruktur im Park deutlich komfortabler geworden. Ich erinnere mich, dass es früher in den gesamten im äußeren Bereich des Parks gelegenen Huftierrevieren – den sogenannten Außenringen - nur ein Telefon und ein WC gab. In dringenden Situationen konnten die Wege einem da schon endlos erscheinen…

Interessanterweise gab es schon von Beginn an auch Tierpflegerinnen. Allein in meinem Lehrjahr waren vier Jungen und sechs Mädchen. Meines Erachtens waren damals prozentual grundsätzlich mehr Frauen als Männer in der Tierpflege. In den Jahrzehnten danach relativierte sich das allerdings und die Frauenquote ging zurück. Inzwischen ist das Verhältnis bei den Auszubildenden aber wieder ähnlich und es gibt einen deutlich höheren Frauenanteil. Heute sind auch ganz neue Abteilungen wie beispielsweise die Unternehmenskommunikation, hinzugekommen. An sowas wie Social Media war damals noch gar nicht zu denken.

Was haben ältere Kollegen, die den Tierpark seit seiner ersten Stunde kennen von damals berichtet?

Einer meiner Lehrausbilder war wohl der erste offizielle Lehrling des Tierparks. Auch viele der anderen Kolleginnen und Kollegen, die auch mich mit ausgebildet haben, waren tatsächlich seit den Anfängen in den 50er Jahren mit dabei. Der Eindruck, den ich von ihnen gewonnen habe, ist, dass Dathe die Ausbildung zum Tierpfleger, die es ja früher so gar nicht gab, gefördert und etabliert hat. Es wurden in seinem Auftrag Lehrbücher und Lehrpläne entwickelt, denn Professor Dathe wollte nur gut ausgebildete Leute an seinen wertvollen Tierbestand lassen. Man kann also wohl schon sagen, dass Tierparkgründer Dathe den Tierpflegerberuf – zumindest in der DDR – professionalisiert hat.

Welche Veränderung begrüßen Sie persönlich am meisten?

Da gibt es vieles. Neben den bereits genannten Bereichen wie Infrastruktur und Digitalisierung fällt mir noch ein ganz einfacher, aber grundlegender Punkt ein, den ich nicht unerwähnt lassen möchte. Die vom Tierpark gestellte Arbeitskleidung war meist sehr unpassend, unpraktisch und auch optisch nicht sehr ansprechend. Deshalb war es üblich, die eigenen, meist bereits abgetragenen, Sachen zu tragen, wodurch die Tierpflegerschaft manchmal einen leicht „zerlumpten“ Eindruck machte. Heute ist unsere Arbeitskleidung eigentlich eine gute Mischung zwischen Arbeitstauglichkeit und schickem, professionellem Äußeren.

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Heute, 8. Mai
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