Bartgeier
Gypaetus barbatus
Bartgeier leben in den Gebirgen und Hochplateaus von Afrika bis Asien. In Europa sind sie im letzten Jahrhundert selten geworden.
Echter Knochenjob
Bartgeier haben eine besondere Angewohnheit unter den Aasfressern: Sie ernähren sich am liebsten von Knochen, die andere übrig lassen. Dank ihrer aggressiven Magensäfte verdauen sie die harte Kost problemlos. Und wenn ein Bissen zu groß ist, lassen sie ihn einfach während des Fluges fallen, damit er zerbricht.
Steckbrief
- Herkunft
Nordwestafrika, Ost- und Südafrika, Südwest-, Süd- und Mitteleuropa (Alpen), Asien
- Lebensraum
Gebirge und Hochplateaus von 300–4.500 m
- Nahrung
Bartgeier ernähren sich von Knochen und Aas.
- Bestand
Potenziell gefährdet; abnehmend
- Größe
94 – 120 cm
- Gewicht
ca. 5 kg
- Brutdauer
55 Tage
- Erreichbares Alter
bis 40 Jahre im natürlichen Lebensraum, bis 50 Jahre in menschlicher Obhut
Bedrohungsstatus laut IUCN
Von Menschen ausgerottet
In den Alpen galten die „Knochenbrecher“ lange als Gefahr für Schafe und sogar Kinder – völlig zu Unrecht. Dennoch wurden die Bartgeier so lange vom Menschen gejagt, bis seine Art Anfang des 20. Jahrhunderts in den Alpen und Karpaten restlos ausgerottet war. Auch für Trophäensammler waren sie eine begehrte Beute. Nach dem letzten Abschuss im Jahr 1913 in den französisch-italienischen Westalpen gab es nur noch in Spanien kleine Populationen. Doch dort ereilte ihn wenig später ein ähnliches Schicksal: Mitte der 1940er-Jahre lebten in Andalusien noch zahlreiche Bartgeier. Im Jahr 1986 wurde durch menschliche Verfolgung dort auch der letzte Bartgeier ausgerottet. Auch wenn Bartgeier in ihrem weltweiten Gesamtbestand nicht stark bedroht sind, wird ihre Art in Europa als gefährdet gelistet.
Zurück in die Wildnis
Um den Bartgeier wieder in seiner Heimat anzusiedeln, wurde 1978 ein international koordiniertes Projekt ins Leben gerufen - das Ziel: Ausschließlich in Menschenhand gezüchtete und geschlüpfte Jungvögel wieder in den Alpen anzusiedeln und damit wieder eine stabile Population in Europa aufzubauen. Dadurch wäre die europäische Population auf Kreta, Korsika und in den Pyrenäen nicht länger von denen in Nordafrika und Asien isoliert. Die Zoologischen Gärten Berlin engagieren sich seit über 30 Jahren für die Wiederansiedlung der Bartgeier in den Alpen, den Cevennen und in Andalusien – mit Erfolg! Bis 2020 wurden aus Berlin mehr als 30 Bartgeier an das Auswilderungsprojekt übergeben. Seit Beginn des Projekts sind bereits wieder rund 300 Jungvögel in der Wildbahn geschlüpft.
Schon gewusst, dass...
... Bartgeier eine Flügelspannweite von bis zu 2,90 m besitzen,
... sie stundenlang ohne einen einzigen Flügelschlag in Aufwinden gleiten können
... und sie als Aasfresser, wie alle Geier, fliegende Müllabfuhr und Hygienepolizei in einem sind? Beides sind wichtige Funktionen im Ökosystem!