Der Tierpark Berlin freut sich über gleich zwei Drillingsgeburten beim bedrohten Chaco-Nabelschwein. Am 15. April und 1. Mai 2015 kamen die, im Unterschied zu den dunkelgrau gefärbten Alttieren, hellgrau gefärbten und handgroßen Jungtiere zur Welt.
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters: Das Chaco-Nabelschwein, auch Chaco-Pekari oder Taguá genannt, hat es im Vergleich zu anderen Tieren sicher nicht leicht, Herzen zu gewinnen. Dabei braucht gerade seine Art besonderen Schutz. Als größtes der drei Nabelschweinarten lebt das Chaco-Pekari im heißen Chaco-Trockenwald im Dreiländereck von Paraguay, Bolivien und Argentinien. Durch die sich ausbreitende Rinderzucht und die Umwandlung des Chaco in Weideland schwindet dieser artenreiche Lebensraum rasant, sodass die Zahl der in freier Wildbahn lebenden Tiere auf nur noch 2.000-3.000 geschätzt wird. Zum Erhalt der Tiere gründeten daher die Zoologische Gesellschaft San Diego und andere nordamerikanische Zoos 1985 die Schutz- und Zuchtstation „Proyecto Taguá“ in Fortin Toledo in Paraguay, in der heute ca. 100 Chaco-Pekaris leben. 1996 reisten die ersten Nachzuchttiere des „Proyecto Taguá“ in die USA, um auch dort ein Zuchtprogramm zu etablieren. Die ersten Nachzuchten aus den USA wiederum kamen 2012 nach Europa – in den Tierpark Berlin, wo 2013 die europäische Erstzucht gelang.
Insgesamt leben im Tierpark Berlin jetzt 21 Chaco-Pekaris. Dies entspricht etwa 1% der geschätzten Freilandpopulation in Paraguay. Letztes Jahr gab der Tierpark Berlin erstmalig Jungtiere in die Zoos Jihlava (CZ) und Breslau (P), um dort neue Zuchtgruppen aufbauen zu können. Alle Tiere bleiben im Besitz der Republik Paraguay und werden als Zuchtleihgaben weitergegeben. Der europäische Zooverband EAZA beauftragte den Tierpark Berlin im April damit, ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für diese bedrohte Tierart zu etablieren, um langfristig einen demografisch und genetisch gesunden Bestand aufzubauen und zu managen.
„Dieses Beispiel zeigt wie Zoologische Gärten heute Artenschutz durch eine Vernetzung von Erhaltungszuchtprogrammen mit konkreten Schutzprojekten im Freiland umsetzen. Umso mehr freuen wir uns über den sechsfachen Nachwuchs bei unseren Chaco-Pekaris.“, so der zuständige Kurator Christian Kern.
Seit 2013 beteiligt sich der Tierpark Berlin als erster europäischer Zoo auch finanziell an der Unterhaltung der „Proyecto Taguá“-Zuchtstation in Paraguay, die bis dato nur von US-Zoos finanziert wurde. Mit dem Geld ermöglicht der Tierpark den Neu- und Ausbau von Gehegen, den Einkauf von Futter und Medikamenten sowie Forschungs- und Schutzprojekte für die bedrohten Chaco-Pekaris.
Die Chaco-Pekaris können ab sofort zu den regulären Öffnungszeiten von 9.00 bis 18.30 Uhr im Tierpark Berlin besucht werden. Die Fotos dürfen für redaktionelle Zwecke mit dem Copyrightvermerk „Tierpark Berlin/Klaus Rudloff“ verwendet.